Als ich am 15.09.2025 den Begriff “Wissenschaft des Seins” in die Google-Suche eingab erhielt ich folgende erstaunlich korrekte Antwort:
“Der Ausdruck “Wissenschaft des Seins” bezieht sich in der Philosophie auf die Ontologie, die Lehre von den allgemeinsten Prinzipien, Kategorien und Beziehungen des Seienden. Der Begriff kann aber auch spezifisch auf die Lehren der Christlichen Wissenschaft verweisen, wo Mary Baker Eddy die “Wissenschaft des Seins” als ein System entwickelte, das die geistige Natur der Wirklichkeit betont und auf einem universellen Prinzip von Gott als dem Sein selbst basiert. “
Auf den ersten Blick mal eine erfreulich gelungene Kurzdefinition, die die KI von Google da generiert hat. Weniger erfreulich wird es allerdings, wenn man der Versuchung nicht widerstehen kann und auf den Link “Christliche Wissenschaft” klickt. Denn dann bekommt man bei der deutschsprachigen Wikipedia ein Informationsangebot das (aus meiner persönlichen Sicht natürlich) drei Dinge wiedergibt:
- Die Meinung des Weltbewusstseins über die sogenannte “Christliche Wissenschaft”.
- Eine undifferenzierte und zum Teil irreführende Darstellung eines historischen Phänomens, das bis heute missverstanden oder sogar ignoriert wird.
- Die kultische Verehrung, die die Adepten der “Christlichen Wissenschaft” ihrer Begründerin Mary Baker Eddy und ihren Werken entgegen gebracht haben.
Wie kann es zu solchen, nennen wir es “Missverständnissen”, kommen? Meines Erachtens sind nicht in erster Linie etwa die Redakteure der deutschsprachigen Wikipedia die Ursache, sondern das Janus-Gesicht einer Bewegung, die sich bis heute enorm schwer damit tut, zwischen Lehre und institutionellen (Kirchen-)Organisationen, die im Namen der Lehre auftreten, zu unterscheiden. Ähnliches widerfuhr übrigens der Urlehre des Christentums. Vergleicht man die schlichte, klare zugleich aber auch radikale Lehre der Bergpredigt mit dem, was dann über Jahrtausende hinweg als “Christentum” kolportiert wurde, weiss man, was ich meine.