Ende 2024 erschien die deutsche Übersetzung von Petersons mutigem Werk „WHE WHO WRESTLE WITH GOD – Perceptions of the Divine“ und ich zögerte nicht, die ebenfalls als E-Book erschienene Ausgabe zu erwerben. Immerhin ist Jordan B. Peterson nicht nur praktizierender klinischer Psychologe und Professor an der Universität von Toronto, sondern auch Autor von Fachbüchern, die weltweite Beachtung gefunden haben.
Petersons Arbeiten fielen mir zum ersten Mal auf, als ich 2021 meine Freiburger Seminare über das noch weitgehend unerforschte Regelsystem der Bergpredigt hielt. Natürlich stieß ich während meiner Recherchen zu diesem Thema auch auf sein Buch „12 Rules for Life: Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt“. Es war nicht nur spannend, sondern auch sehr fruchtbar, Petersons Regeln aus dem 21. Jahrhundert mit jenen aus dem ersten Jahrhundert, das wir das „Christliche“ nennen, zu vergleichen (ich werde an anderer Stelle über dieses Thema berichten).
In der Weihnachtszeit 2024 scheiterte ich jedoch zunächst an Petersons oben genanntem Werk. Keine Frage: Auch dieses Buch ist sehr spannend zu lesen, und der Autor entwickelt eine Menge erhellender bis irritierender Ideen über die Genesis. Aus meiner ganz persönlichen Sicht oszilliert er jedoch geradezu zwischen kreativer Erkenntnis und Mißverstehen, einfach nur deswegen, weil er die kategorialen Grundlagen der Bibel nicht kennt – aber wie sollte er auch?
Eine solche Aussage einfach so zur Diskussion zu stellen, ist natürlich ausgesprochen unfair von mir – aber das ist eben auch der Grund, warum ich das Buch erst einmal zur Seite gelegt habe. Denn Petersons Jakobs-Ringen mit der spirituellen Dimension aus der Sicht einer an C. G. Jung angelehnten Archetypenlehre verdient absolut eine interdisziplinäre Diskussion, die anzustoßen allerdings sehr viel Zeit erfordern würde, woran es mir derzeit mangelt. Aber Weihnachten steht ja schon fast wieder vor der Tür.