Bei den Vorbereitungen für die erste Ausgabe der „MetaViews – Blueprints for Life“ dringen wieder Momente aus dem unendlichen Reservoir der Seele zurück ins flüchtige Oberflächenbewusstsein und kommen zu Wort.
Nein, leibhaftig war ich nie in Big Sur, Kalifornien, aber seelisch schon. Es war weniger der „Endless Summer of Love“, der mich als Jugendlicher an die Pazifikküste Kaliforniens ausschwärmen ließ, sondern Henry Millers „Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch“, seine literarische Aufarbeitung eben jener intensiven Ereignisse, als Elektrizität in den Behausungen dort noch nicht selbstverständlich war. In ihrem vielleicht schönsten Song “California Saga, Part III” besingen die Beach Boys jene “Big Sur Congregation”, wo der immer noch unter uns weilende Barde Country Joe seine Nische in Raum und Zeit ausfüllte:
“And the people there
in the open air
need no electricity”
Henry Millers sehr intensiv autobiografische Schilderung atmet noch jenen amerikanischen Siedlergeist, der dann allerdings aus dem vermeintlichen Paradies flüchten muss, als der Zerstörer kam und alles Schöne, Wahre und Gute infrage stellte.
Doch möchte ich einen Moment noch in der Zeit verweilen, als Big Sur noch nicht die Unschuld verloren hatte. In seinem Buch setzt Henry Miller einer Helferin seines Lebens ein Denkmal – offenbar einem Wesen, das man früher wie heute „Engel in Menschengestalt“ nannte. Wer Wim Wenders’ Film „Der Himmel über Berlin“ gesehen hat, weiß, was ich meine.
Jean P. Wharton war eine ganz eigene Persönlichkeit. Sie kam aus dem Umfeld der Christian Science, hatte sich aber längst von der kirchlichen Organisation gelöst und jenes Lebensexperiment unternommen, von dem Mary Baker Eddy sagte: „Stand alone”.
„Blueprints for Living” – so hieß das Buch der Jean Wharton, das ich mir seinerzeit besorgte und das als Reprint (?) irgendwo in meiner Bibliothek noch vorhanden sein dürfte.
Quelle: Text und Bühne, Kanal auf YouTube