Längst hat der metamoderne Diskurs auch die spirituelle Noosphäre des Planeten erreicht, jenes himmlische Chaos also, in dem sich die wildesten Spekulationen tummeln. Eines ist Ihnen gemeinsam: Die Suche nach einer neuen Religion, einer neuen Mystik, nach etwas, was die langweiligen oder gar verknöcherten Thesen und Dogmen von gestern hinter sich lässt, ganz zu schweigen von dem völlig unreflektierten Materialismus, der alles andere, nur nicht rational ist. Die Frage ist nur: Wo sucht man? Wo will Frau oder Mann fündig werden? Mit welchen Methoden wird gesucht?
Einen interessanten Beitrag habe ich in dem Blog von Brendan Graham Dempsey gefunden. Titel: “Reconstruction Religion”.
Dempsey empfiehlt, sich einen eigenen, ganz persönlichen Mythos, ein eigenes Narrativ zu schaffen – aber ist das wirklich der Weg? Würde unser Bewusstsein dann nicht in eine Zeit der Beliebigkeit zurückfallen, in der es keinen König in Israel gab “und jeder tat, was ihn recht dünkte” (Richter 17,6)? Oder Jesaja 1:3 noch schärfer: ““Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk vernimmt’s nicht.”? Beide Zitate beklagen eine metaphysische Anarchie, die beispielsweise im revolutionären Buch Ruth als Ursache einer landesweiten mentalen Verarmung dargestellt wird.
Geht es überhaupt um die “Rekonstruktion der Religion”? Ist diese Zielformulierung an sich nicht bereits veraltet? Ein alternativer Lösungsansatz wäre die maximale Offenheit nach dem Motto, “ich weiss, dass ich nichts weiss” – , ein radikaler, ebenfalls mentaler Neuanfang, den die Bergpredigt ganz an den Anfang ihres strengen Regelwerkes stellt.